Mitarbeitendenjahresgespräche neu gedacht
vom Pflichttermin zum wirkungsvollen Führungsinstrument
Nur ein unliebsamer Eintrag im Kalender?
Für viele Führungskräfte im öffentlichen Dienst gehört das Mitarbeitendenjahresgespräch fest zum Jahresplan. Doch häufig wird es eher als Pflichttermin, statt als wirksames Führungsinstrument gesehen. Zu bürokratisch, zu zeitaufwändig, zu wenig greifbarer Nutzen – so die einhellige Wahrnehmung.
Auch Mitarbeitende begegnen dem Gespräch häufig mit Skepsis. Während sie anfangs noch motiviert und mit Erwartungen in die Gespräche gehen, bleibt später oft Enttäuschung. Das Potenzial bleibt ungenutzt – auf beiden Seiten.
Warum es sich lohnt, genau jetzt auf das Mitarbeitendenjahresgespräch zu setzen.
Ja, Mitarbeitendenjahresgespräche kosten Zeit. Gut investierte Zeit allerdings, die sich langfristig auszahlt.
Fluktuation, Arbeitsverdichtung und ständige Veränderungen verlangen eine Anpassung der Führungsstrategien und einen bewussten Einsatz der richtigen Instrumente. Insoweit lässt sich bereits eines sehr klar beobachten: Eine gute Kommunikationskultur ist mehr denn je ein entscheidender Faktor der Mitarbeitendenbindung.
Hier ist das Mitarbeitendenjahresgespräch ein tragender Pfeiler. Losgelöst vom Alltagsgeschäft bietet es einen strukturierten Rahmen, in dem wechselseitige Erwartungen, Leistungsbeiträge, Entwicklungsperspektiven sowie mögliche Irritationen offen und zielgerichtet thematisiert werden können. Sie bieten den Raum, Auffassungsunterschiede transparent und damit bearbeitbar zu machen – die beste Konflikteskalationsprävention.
Mitarbeitende erwarten Wertschätzung. Aber was ist Wertschätzung? Ein Lob? Eine Beförderung, eine Höhergruppierung? Sicherlich keine vollkommen bedeutungslosen Aspekte.
Und gleichzeitig: Erinnern Sie sich an einen Moment, an dem Sie sich so richtig wertgeschätzt gefühlt haben?
Viele Menschen berichten, dass das in Momenten war, in denen sich jemand so richtig für sie interessiert hat – für ihre Perspektive, für das, was sie tun, wie sie die Dinge sehen – auch wenn oder gerade weil die Perspektive des Gesprächspartners/ der Gesprächspartnerin eine völlig andere war.
Ein mit wahrem Interesse geführtes Gespräch ist ein wirkmächtiges Signal von echter Wertschätzung. Konstruktives Feedback ist ein Geschenk – für die Führungskraft und die Mitarbeitenden gleichermaßen, denn es bietet die Grundlage für Entwicklung, Leistung und Bindung.
Praxistipps für mehr Wirkung
Was braucht es für gute Gespräche?
Vier zentrale Elemente:
- Haltung: Sehen Sie das Gespräch als Chance. Es verdient Zeit und Aufmerksamkeit. Begegnen Sie Ihren Mitarbeitenden mit wahrem Interesse und Neugier.
- Vorbereitung: Was möchten Sie erfahren? Was möchten Sie transportieren? Wie möchten Sie das Gespräch gestalten?
- Struktur: Ein klarer, aber nicht zu starrer Leitfaden gibt Orientierung.
- Professionelle Gesprächsführung: Wer dazu noch konstruktives Feedback sicher beherrscht und aktiv zuhört, schafft echte Entwicklungsgespräche – auch in herausfordernden Situationen.
(Ihr nächster Schritt: Mitarbeitendenjahresgespräche, die wirken.)
(Artikel erstellt am 05.08.2025)
Unser Seminar-Tipp:
Das Mitarbeitendenjahresgespräch am 9. Dezember 2025 (online)
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Die Verfasserin
Dunja Gröhn
Personal- und Organisationsentwicklerin
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Beratungs- und Trainingsschwerpunkte
- Führung, Kommunikation und Gesprächsführung, Konfliktmanagement
- Teamentwicklung
- Workshopmoderation
- Coaching
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